Welche Microsoft-Exchange-Fehlermeldung bedeutet was – und aus welcher Komponente stammt sie?

In Microsoft-Exchange-Umgebungen entstehen Fehlermeldungen selten an der Stelle, an der die eigentliche Ursache liegt. Ein SMTP-Status kann durch DNS-Resolver-Probleme, Zertifikatsketten, Firewall-Policies oder Back Pressure im Transport ausgelöst werden; ein MAPI- oder Outlook-Fehler kann ebenso auf Autodiscover, Authentifizierung, Proxy-Komponenten, IIS-Status oder Datenbankzustände zurückgehen. In der Praxis trifft das Troubleshooting deshalb auf eine große Bandbreite heterogener Codes und Originaltexte: RFC-konforme SMTP-Antworten und Enhanced Status Codes, Exchange-spezifische Erweiterungen, Windows- und IIS-Status, HTTP-Fehler, RPC- und MAPI-Rückgaben, JET- und Datenbankfehler, AD-Abhängigkeiten sowie Setup- und Update-Fehler. Wer diese Meldungen belastbar interpretieren will, braucht eine konsistente Zuordnung zu Protokollen und Komponenten sowie ein Verständnis der systemischen Abhängigkeiten zwischen Transport, Clientzugriff, Verzeichnisdiensten, Zertifikaten, Namensauflösung, Speicherschicht und Ressourcensteuerung. Die zentrale Frage aus Sicht von Administratoren und Betriebsverantwortlichen lautet dabei nicht, welche Meldung „typisch“ ist, sondern was ein konkreter Code mit seinem exakten Wortlaut technisch beschreibt, welche Zustände ihn auslösen können und welche Exchange- oder Windows-Komponenten in der Signalkette tatsächlich beteiligt sind.

Inhalt

Transport- und Routing-Fehler: SMTP nach RFC, Enhanced Status Codes, Exchange-spezifische Antworten, DNS/Resolver und Zustellpfade

Transport- und Routing-Fehlermeldungen im Exchange-Ökosystem entstehen an Schnittstellen: zwischen SMTP-Dialog und Queueing, zwischen DNS-Auflösung und Connector-Logik, zwischen Policy-Entscheidungen und tatsächlicher Zustellung. Ein identischer SMTP-Statuscode kann daher aus unterschiedlichen Komponenten resultieren, etwa aus der Frontend-Transportrolle, dem Transportdienst, dem SMTP-Sendeconnector, dem Empfangsconnector, der Malware-/Policy-Pipeline oder aus einem Downstream-System. Für die Einordnung ist entscheidend, ob der Code während der SMTP-Session (permanent oder transient) zurückgegeben wird oder ob die Abweisung erst nach Annahme (DSN/NDR, Queue-Retry, Shadow Redundancy) sichtbar wird.

SMTP-Reply-Codes nach RFC: Bedeutung, Richtung und Verortung in Exchange

Die dreistelligen SMTP-Codes folgen dem RFC-Schema: 2xx bestätigt Erfolg, 3xx fordert weitere Eingaben, 4xx signalisiert einen temporären Fehler (Retry), 5xx einen permanenten Fehler (kein Retry, DSN). Exchange kann diese Codes sowohl als Server (Receive) als auch als Client (Send) beobachten und in Logs unterschiedlich darstellen. Im Receive-Pfad sind die maßgeblichen Protokolleinträge im SMTP-Receive-Log und in Transport-Events zu finden; im Send-Pfad treten identische Codes als Antwort des entfernten Hosts auf und führen zu Queue-Statuswechseln, Zustellversuchen und ggf. NDR-Erzeugung.

SMTP-Code / Originaltext (Beispiel) Technische Definition und typischer Kontext im Exchange-Transport
421 4.3.2 Service not available Temporäre Ablehnung während der Session; häufig durch Ressourcen-/Policy-Zustände ausgelöst (z. B. Back Pressure, Dienstüberlast, temporär deaktivierter Connector). Kann sowohl von Exchange selbst (Receive) als auch vom Zielsystem (Send) kommen.
450 4.2.0 Mailbox unavailable Temporär nicht zustellbar; bei Exchange typischerweise kein SMTP-„Mailbox“-Zustand, sondern ein Routing-/Zielauflösungs- oder Delivery-Agent-Problem (z. B. transienter Store/Submission/Destination-Fehler) im Zustellpfad nach Annahme oder beim Outbound.
451 4.4.0 DNS query failed Temporärer Resolver-/DNS-Fehler, meist Outbound beim MX-/A-/AAAA-Lookup oder bei Reverse-DNS/HELO-Policy; kann auch Inbound durch strikte Prüfungen im Empfangsconnector sichtbar werden.
452 4.3.1 Insufficient system resources Temporärer Ressourcenmangel. In Exchange häufig Ausdruck von Back Pressure im Transportdienst oder Limits (z. B. Verbindungen, Threads, Speicher-/Queue-Zustände) und damit Symptom einer übergeordneten Ressourcensituation.
500 5.5.1 Command unrecognized Syntax-/Dialogfehler; in Exchange oft bei Protokollabweichungen, Middleboxes, fehlerhaften SMTP-Clients oder bei nicht unterstützten/unerwarteten Befehlen während der Session.
501 5.5.4 Syntax error in parameters or arguments Parameterfehler, z. B. ungültige Adresse in MAIL FROM/RCPT TO oder fehlerhafte ESMTP-Parameter; kann durch Policy-Parser oder Address-Rewrite/Normalization beeinflusst sein.
503 5.5.1 Bad sequence of commands Falsche SMTP-Sequenz (z. B. DATA vor RCPT TO); häufig durch fehlerhafte Clients oder Proxies, selten durch Exchange selbst.
530 5.7.0 Authentication required Authentifizierung erforderlich; tritt bei Receive-Connectoren mit erforderlichem AUTH oder beim Submission-Szenario auf. In Exchange ist die Ursache meist Connector-Konfiguration, nicht der Directory-Zustand.
535 5.7.3 Authentication unsuccessful AUTH fehlgeschlagen (z. B. falsche Credentials, verbotene Auth-Mechanismen, TLS-abhängige Mechanismen). Kontext kann auch durch Frontend/Backend-Proxying geprägt sein.
550 5.1.1 User unknown Permanent: Empfänger nicht bekannt. In Exchange steht dahinter oft Directory-Lookup/Recipient-Resolution; der Code kann sowohl am Empfang (Reject im RCPT) als auch als Antwort eines entfernten Systems (Outbound) auftreten.
550 5.7.1 Unable to relay Relay-Verbot. In Exchange typisch für nicht als relay-berechtigt eingestufte Verbindung/Authentifizierung bzw. fehlende Akzeptanzdomäne. Ursache liegt in Connector-/Accepted-Domain-/Remote-Domain-Logik, nicht im SMTP selbst.
552 5.3.4 Message size exceeds fixed maximum message size Größenlimit verletzt; kann in Exchange an mehreren Stellen greifen (Receive-Connector, Transport, Send-Connector, Org-Limits). Der zurückgegebene Code ist Symptom eines Limit-Checks in der Pipeline.
554 5.7.1 Message rejected Generische permanente Abweisung, häufig Policy/Filter (Anti-Spam/Transportregeln/DLP/Content-Filter). Die technische Ursache liegt meist außerhalb von SMTP (Policy Engine), der Code bildet nur das Ergebnis ab.

Enhanced Status Codes (RFC 3463/2034): Präzisierung von Ursache, Scope und Wiederholbarkeit

Enhanced Status Codes im Format x.y.z ergänzen den dreistelligen Reply-Code. Der erste Wert spiegelt die Klasse (2, 4, 5), der zweite ordnet den Bereich (z. B. 1 Addressing, 2 Mailbox, 3 System, 4 Network/Routing, 5 Protocol, 7 Security/Policy) zu, der dritte differenziert. Exchange generiert Enhanced Codes bei eigenen Ablehnungen und protokolliert sie auch, wenn sie von Gegenstellen geliefert werden. Für die Systemdiagnose ist relevant, ob der Enhanced Code eine netzwerk-/resolverbezogene Ursache (4.4.x) trägt oder ob er auf Policy/Authentifizierung (5.7.x) bzw. Adressauflösung (5.1.x) verweist; daraus folgt, ob DNS/Netzwerk, Active Directory/Recipient Resolution oder Connector-/Policy-Pipeline primär betroffen sind.

  • Adressierung (permanent): 550 5.1.1 User unknown signalisiert, dass der Empfänger im Adressraum des empfangenden Systems nicht auflösbar ist; in Exchange ist die zugeordnete Komponente meist Recipient Resolution (Directory/AD) und nicht der SMTP-Stack.
  • Routing/Netzwerk (transient): 451 4.4.0 DNS query failed weist auf ein temporäres Auflösungsproblem hin; betroffen sind typischerweise DNS-Client/Resolver, Netzpfad zu DNS-Servern und die Outbound-Routinglogik (MX-Auswertung, Failover, Retry-Plan).
  • System/Ressourcen (transient): 452 4.3.1 Insufficient system resources steht häufig im Kontext von Back Pressure oder internen Limits (z. B. Verbindungs-/Thread-Limits) und ist daher eher Symptom eines Ressourcenengpasses als eine isolierte SMTP-Anomalie.
  • Sicherheit/Policy (permanent): 550 5.7.1 Message rejected bildet häufig eine Entscheidung der Policy-Schicht ab (Transportregeln, Malware-/Content-Filter, AuthZ/Relay-Regeln) und kann ohne detaillierte Event-/Agent-Logs technisch unterbestimmt bleiben.

Exchange-spezifische SMTP-Antworten und ESMTP-Erweiterungen: Frontend/Backend, Connectoren, Agenten

Exchange ergänzt Standardantworten häufig um kontextgebende Textfragmente und interne Kennungen. Diese Zusätze sind nicht RFC-normativ, tragen aber zur Komponentenzuordnung bei (Frontend Transport vs. Transportdienst, Empfangsconnector vs. Sendepfad). Beispiele sind Abweisungen, die explizit auf Connector-Berechtigungen, Organisationslimits oder Transportagent-Entscheidungen zurückgehen. Exchange kann außerdem ESMTP-Fähigkeiten wie STARTTLS, AUTH, SIZE, PIPELINING und 8BITMIME anbieten; Fehler entstehen, wenn eine Gegenstelle eine Capability voraussetzt, die aufgrund von Konfiguration oder TLS-Policy nicht verfügbar ist, oder wenn Exchange eine angebotene Capability nur unter bestimmten Bedingungen akzeptiert (z. B. AUTH nur nach erfolgreichem TLS, abhängig von Connector-Settings).

Bei Proxying-Szenarien (Frontend-zu-Backend) kann eine SMTP-Fehlermeldung im Frontend auftreten, deren eigentliche Ursache im Backend-Dienst liegt. Dann ist der Reply-Code zwar „SMTP“, der Auslöser jedoch ein internes Routing-/Serviceproblem (z. B. Backend nicht erreichbar, Dienstzustand, Zertifikats-/TLS-Policy zwischen Rollen, oder interne Namensauflösung). Das zeigt, warum SMTP-Antworten in Exchange selten eine einzelne Ursache haben: Sie kapseln Entscheidungen, die in mehreren Stufen der Pipeline getroffen wurden.

DNS/Resolver- und Routing-Fehler: MX/A/AAAA, Fallback, Smart Hosts und Zustellpfade

DNS-Probleme materialisieren sich im Transport typischerweise als 4.4.x-Zustände: fehlende oder falsche MX-Einträge, inkonsistente Delegation, Timeouts zu DNS-Servern, fehlerhafte Antworten (z. B. SERVFAIL), oder ein Adressfamilienkonflikt (IPv6/IPv4) im Zusammenspiel mit Firewall und Routing. Exchange unterscheidet dabei nicht „nur“ zwischen NXDOMAIN und Timeout, sondern reagiert abhängig von Antwortklasse und Retry-Logik: Ein temporärer Fehler führt zu Queue-Retries, ein definitiver Zustand (z. B. keine MX/A/AAAA für Domain, je nach Implementierung) kann eine permanente Unzustellbarkeit auslösen. Bei Smart-Host-Konfigurationen verlagert sich der DNS-Scope: Exchange löst dann primär den Smart Host auf; MX-Probleme der Ziel-Domain sind nachgelagert und erscheinen erst im Smarthost-System.

  • MX-Auflösung (Outbound): Fehlerzustände führen häufig zu Antworten/Logs wie 451 4.4.0 DNS query failed; betroffen sind DNS-Client-Konfiguration des Exchange-Servers, Erreichbarkeit der Resolver, sowie die Auswertung von MX-Prioritäten und deren A/AAAA-Records.
  • A/AAAA-Connect (Outbound): Nach erfolgreichem Lookup kann die TCP-Verbindung scheitern; typische Remote-Antworten fehlen dann, stattdessen entstehen Connect-/Timeout-Zustände im Send-Pfad (Queue-Retry), die oft indirekt als 4.4.x oder 4.3.x sichtbar werden.
  • Reverse-DNS/HELO-Policy (Inbound): Strikte Empfangsrichtlinien können bei fehlendem PTR oder nicht passendem FQDN Abweisungen erzeugen; sichtbar als 550 5.7.1 oder 501 5.5.4, abhängig vom konkreten Policy-Agent und dessen Textausgabe.
  • Connector-Scoping und Address Spaces: Fehlzuordnungen von Address Spaces oder Cost/Scope können Routingfehler erzeugen, die sich als generische 450 4.4.x– oder 550 5.4.x-Zustände (Routing/NextHop) darstellen; Ursache ist dann die interne Routingtopologie (AD-Sites, Send-Connector-Scopes, Smarthost-Pfade), nicht der entfernte SMTP-Host.

Zustellpfad-Fehlerbilder: Annahme vs. spätere Ablehnung, DSN-Generierung und Queue-Semantik

Ein zentraler Unterschied liegt zwischen Ablehnung während des SMTP-Dialogs und Unzustellbarkeit nach Annahme. Wird ein Empfänger bereits bei RCPT TO mit 550 5.1.1 abgewiesen, endet der Zustellversuch unmittelbar und die Gegenstelle erhält die Fehlerursache synchron. Nimmt Exchange die Nachricht an (250 2.6.0 Queued mail for delivery oder vergleichbarer 250-Text) und scheitert später im Routing oder bei der Übernahme in den nächsten Hop, entstehen asynchrone Fehlerbilder: Queue-Retries, Defer-Reason-Codes, und schließlich DSNs. Technisch ist das eine Verschiebung der Fehlerquelle von der SMTP-Session in die interne Transportpipeline (Categorizer, Routing, NextHop-Resolution, Delivery). Deshalb kann ein „SMTP-Fehler“ im NDR aus einem nicht-SMTP-Subsystem stammen, während der angezeigte Reply-Code nur die standardisierte Hülle für einen internen Zustand darstellt.

Für Routing-Fehler ist außerdem die Richtung relevant: Inbound-Fehler entstehen häufig durch Connector-Regeln, TLS-/AUTH-Anforderungen und Empfängerscope; Outbound-Fehler spiegeln DNS, Netzwerkpfade, Smart-Host-Verhalten, Remote-Policies und die tatsächliche Reaktion der Ziel-MTA wider. Erst die Kombination aus Reply-Code, Enhanced Status Code, Originaltext und Zuordnung zum jeweiligen Transportabschnitt erlaubt eine belastbare Einordnung des Auslösers.

Clientzugriff und Web-Protokolle: MAPI/RPC, Outlook-Hexcodes, HTTP- und Autodiscover-Fehler, IIS-Status und Authentifizierungszustände

Fehlermeldungen im Clientzugriff entstehen entlang einer Kette aus Client-Stack (Outlook, Mobilgeräte, Browser), Namensauflösung, TLS, Authentifizierung, Reverse-Proxy/Load-Balancer, IIS, Exchange-Front-End und den Back-End-Endpunkten (Mailbox- und Client-Access-Komponenten). Dieselbe Störung kann deshalb als Outlook-Hexcode, als HTTP-Status im IIS-Log und als Exchange-spezifischer Fehlertext in den Serverlogs erscheinen. Eine belastbare Einordnung verlangt die Zuordnung zu Protokollschicht (MAPI/HTTP, EWS, ActiveSync, OWA, Autodiscover), Authentifizierungszustand (Kerberos/NTLM/Negotiate, Basic, OAuth2/Modern Auth) und dem betroffenen virtuellen Verzeichnis bzw. Endpunkt.

MAPI/HTTP, RPC und Outlook-Fehler (Hexcodes und Klartexte)

In aktuellen Exchange-Umgebungen ist der Outlook-Zugriff primär durch MAPI/HTTP geprägt; klassische RPC-over-HTTP-Szenarien sind in unterstützten Konfigurationen nicht mehr der Regelfall. Outlook abstrahiert Transport- und Authentifizierungsfehler häufig als MAPI-Statuscodes (HRESULT) oder als Outlook-spezifische Hexcodes. Diese Codes sind selten ursächlich, sondern bilden Zustände wie „nicht erreichbar“, „nicht authentifiziert“, „Server antwortet nicht“, „Proxy-Fehler“ oder „Postfach nicht bereitgestellt“ ab. Die gleiche Ursache kann parallel als 401/403 (Auth), 407 (Proxy Auth), 429 (Drosselung), 503 (Dienst nicht verfügbar) oder als Verbindungs-/TLS-Problem erscheinen.

Typische Outlook-Meldungen sind semantisch stabil, auch wenn die konkrete Codezeile je nach Build, Kanal und Profilzustand variiert. Beispielhaft sind die Klartexte „Der Vorgang ist fehlgeschlagen“, „Der Server ist nicht verfügbar“, „Die Verbindung zu Microsoft Exchange ist nicht verfügbar“ oder „Es steht keine Verbindung mit Microsoft Exchange zur Verfügung“. Hinterlegt sind oft HRESULTs aus MAPI, etwa MAPI_E_LOGON_FAILED (0x80040111) bei nicht erfolgreicher Anmeldung oder MAPI_E_NETWORK_ERROR (0x80040115) bei Verbindungsabbrüchen. Auch 0x8004010F („Objekt konnte nicht gefunden werden“) tritt im Kontext fehlerhafter Autodiscover-Ergebnisse, defekter Profilreferenzen oder nicht auflösbarer Dienstendpunkte auf; technisch handelt es sich häufig um ein Symptom nachgelagerter Namens- oder Authentifizierungsprobleme.

  • MAPI_E_LOGON_FAILED (HRESULT): 0x80040111 – Authentifizierung/Autorisierung scheitert; Kontext umfasst 401 Unauthorized am MAPI/HTTP-Endpunkt, ungültige Anmeldeinformationen, Konto-/Token-Probleme, deaktivierte Postfachanmeldung oder falsche SPN/Kerberos-Aushandlung.
  • MAPI_E_NETWORK_ERROR (HRESULT): 0x80040115 – Netzwerkpfad oder Sitzung instabil; tritt bei TLS-Handshake-Abbrüchen, Proxy/Load-Balancer-Timeouts, MTU-/Fragmentierungsproblemen oder Verbindungsreset durch Upstream-Komponenten auf, häufig korreliert mit 502 Bad Gateway/504 Gateway Timeout auf Reverse-Proxies.
  • „Der Vorgang ist fehlgeschlagen. Ein Objekt kann nicht gefunden werden.“: Outlook-Text häufig mit 0x8004010F – nicht auflösbare Konfiguration im Profil; systemischer Kontext sind fehlerhafte Autodiscover-XML/JSON-Antworten, falsche ExternalUrl/InternalUrl an virtuellen Verzeichnissen oder DNS/SCP-Inkonsistenzen.
  • „Die Verbindung zu Microsoft Exchange ist nicht verfügbar“: Outlook-Klartext – Sammelzustand für fehlgeschlagenen Endpunktzugriff; technische Zuordnung erfolgt über korrelierte HTTP-Statuscodes im Client (F12/ETL) und sc-status/sc-substatus im IIS-Log des betroffenen Endpunkts.

HTTP-Fehlerklassen für Exchange-Endpunkte (OWA/ECP, EWS, ActiveSync, MAPI/HTTP)

Webbasierte Exchange-Protokolle materialisieren Störungen als HTTP-Status. Diese Codes sind protokollübergreifend, die technische Bedeutung hängt jedoch vom virtuellen Verzeichnis, der Authentifizierungsmethode und der Upstream-Topologie ab. Im IIS-Log sind insbesondere sc-status, sc-substatus und sc-win32-status entscheidend: Sie trennen Anwendungsfehler (Exchange) von Transport-/IIS-/Kernel-Fehlern (HTTP.SYS, Schannel, Windows-Auth). Ein 500 kann z. B. ein ungefangener Anwendungsfehler im OWA-Frontend sein, aber ebenso ein Proxying-Problem zwischen Front End und Back End.

Status / Originaltext Technische Einordnung und Exchange-Bezug
400 Bad Request Ungültige Anfrage (Header, URL, Payload); häufig bei zu großen/unerwarteten Headern durch Proxy-Ketten, fehlerhaften Cookies, inkonsistenter URL-Normalisierung oder defekter Clientimplementierung.
401 Unauthorized Authentifizierung erforderlich oder fehlgeschlagen; in Exchange-Kontext abhängig von Negotiate/NTLM/Basic/OAuth sowie von IIS-Settings am virtuellen Verzeichnis. Kann als Outlook-Anmeldefenster, wiederholte Credential-Prompts oder als Token-Fehler sichtbar werden.
403 Forbidden Authentifiziert, aber nicht autorisiert oder Zugriff durch Policy blockiert; in Exchange oft gekoppelt an falsche Auth-Provider-Kombination, Client Access Rules, fehlende Rechte auf dem Postfach, deaktivierte OWA/EWS/MAPI-Protokolle, oder an IIS-Substatus (z. B. URL-Authorization).
404 Not Found Endpunkt nicht vorhanden bzw. nicht gemappt; typisch bei falschen URL-Pfaden (/mapi, /EWS/Exchange.asmx, /Microsoft-Server-ActiveSync), fehlenden virtuellen Verzeichnissen, nicht aktivierten Features oder fehlerhaftem Publishing.
429 Too Many Requests Drosselung; je nach Endpunkt durch Exchange-Throttling-Policies, Reverse-Proxy-Ratelimits oder Client-Bursting. Systemischer Bezug zu Ressourcen/Back-End-Latenz, nicht zu „falscher Konfiguration“ im engeren Sinn.
500 Internal Server Error Serverseitiger Fehler; in Exchange oft Proxy-/Back-End-Ausnahme, fehlerhafte Abhängigkeit (z. B. Mailboxdienst, AD-Zugriff) oder Anwendungsfehler im OWA/ECP. Exakte Ursache nur mit korrelierter Request-ID und Serverlogs.
502 Bad Gateway / 504 Gateway Timeout Upstream-Proxying scheitert; relevant bei Exchange-Front-End zu Back-End, Load-Balancer oder Application Proxy. Indiziert häufig Zeitüberschreitungen, Connection Resets oder falsch gesetzte Health-Probes.
503 Service Unavailable Dienst nicht verfügbar; kann durch AppPool-Stopp, Recycling unter Last, Back-Pressure/Resource-Exhaustion, Wartungsmodus oder gezielte Ablehnung durch Exchange-Komponenten ausgelöst werden.

Autodiscover-Fehler: DNS/SCP, HTTP-Status und Exchange-spezifische Klartexte

Autodiscover ist ein Orchestrierungsmechanismus, kein einzelner Dienst: Der Client entscheidet anhand von DNS (autodiscover-Host, SRV), ggf. Active-Directory-SCP (Domänenjoined) und Fallbackregeln, welcher Endpunkt angesprochen wird. Fehlerbilder entstehen daher aus Widersprüchen zwischen DNS, Zertifikatnamen, Weiterleitungen, Authentifizierungsanforderungen und dem tatsächlich veröffentlichten Exchange-Endpunkt. Autodiscover-HTTP-Fehler werden oft als generische Outlook-Profilprobleme sichtbar, sind technisch jedoch präzise über die Antwort (Redirect, XML/JSON-Payload, HTTP-Code) klassifizierbar.

  • 404 Not Found auf /Autodiscover/Autodiscover.xml: Virtuelles Verzeichnis fehlt, Publishing-Regel zeigt auf falschen Pfad, falsche Site/Bindung in IIS oder URL-Rewrite kollidiert; häufiges Begleitsymptom sind Outlook-Fehler wie 0x8004010F.
  • 401 Unauthorized auf Autodiscover: Authentifizierungsmechanismus nicht kompatibel mit Client/Scenario (z. B. Modern Auth erforderlich, aber nicht nutzbar; oder Basic deaktiviert, Client erwartet Basic); kann durch Proxy-Preauth oder unterschiedliche Auth-Settings zwischen Default Web Site und Back-End entstehen.
  • 302 Found / Redirect-Ketten: Umleitungen zwischen HTTP/HTTPS oder zwischen Namespaces; technisch problematisch bei Redirect auf einen Hostnamen, der nicht im Zertifikat enthalten ist, oder bei Schleifen zwischen Reverse-Proxy und IIS. Clients brechen je nach Implementierung mit generischen „Server nicht verfügbar“-Zuständen ab.
  • TLS-Name-Mismatch im Autodiscover-Kontext: Zertifikats-CN/SAN deckt den angesprochenen Autodiscover-Namespace nicht ab; Outlook/Clients melden häufig nur „Es liegt ein Problem mit dem Sicherheitszertifikat vor“, während serverseitig keine HTTP-Anfrage mehr ankommt (Handshake scheitert vor HTTP).

IIS-Status, Substatus und Windows-Auth-Zustände (Kerberos/NTLM/OAuth)

Exchange-Webendpunkte hängen in der Ausführung direkt am IIS. Deshalb sind IIS-spezifische Substatuscodes und Win32-Statuswerte für die Root-Cause-Isolierung zentral. Ein identischer 401 kann einen fehlenden Auth-Header, einen Kerberos-Fehlschlag (SPN/Delegation), ein NTLM-Fallback mit Blockade durch Proxy oder einen OAuth-Tokenfehler bedeuten. Im IIS-Log trennt sc-substatus häufig die Kategorie; sc-win32-status kann zusätzlich auf Windows-Fehler (z. B. „Logon failure“, „The specified logon session does not exist“) hinweisen, ohne dass Exchange selbst der Auslöser ist.

IIS/HTTP-Signal Zuordnung (Komponente/Schicht) und typische technische Auslöser
401.1 Ungültige Anmeldeinformationen; IIS/Windows-Auth. Auslöser reichen von falschem Passwort über gesperrte Konten bis zu fehlgeschlagener Kerberos-Aushandlung wegen SPN-Konflikten.
401.2 Logon scheitert durch Serverkonfiguration; oft Auth-Provider-Reihenfolge, deaktivierte Authmethode am virtuellen Verzeichnis oder Inkonsistenz zwischen Front-End und Back-End.
401.3 Autorisierung durch ACL verweigert; Dateisystem/URL-Authorization. In Exchange-Kontext seltener ursächlich, kann aber bei beschädigten IIS-/Verzeichnisberechtigungen auftreten.
403.4 SSL erforderlich; Client nutzt HTTP, Endpoint verlangt HTTPS. Relevanz bei fehlerhaften Redirects, Load-Balancer-Offloading oder falsch konfigurierten Bindings.
403.7 Client-Zertifikat erforderlich; meist Proxy-/mTLS-Szenarien oder Fehlkonfigurationen, die versehentlich Client-Zertifikate erzwingen.
503 mit AppPool-Stop/Recycling IIS-AppPool nicht verfügbar; kann aus Rapid-Fail-Protection, wiederholten Abstürzen, fehlenden Abhängigkeiten oder Ressourcenerschöpfung resultieren; Exchange wirkt dann nachgelagert.

Bei TLS- und Zertifikatsproblemen liegt die Störung häufig vor der HTTP-Schicht. Ein fehlgeschlagener Schannel-Handshake erzeugt clientseitig Verbindungsfehler, während IIS keinen Request protokolliert. Umgekehrt können TLS-Verbindungen zustande kommen, aber Authentifizierung scheitert durch Tokenvalidierung, falsche Uhrzeit/Zeitsynchronität (Token-Lifetime), fehlende Zwischenzertifikate oder durch Kettenprobleme auf vorgeschalteten Proxies, die TLS terminieren. In solchen Fällen müssen die Beobachtungen aus Client-Trace, Proxy-Logs und Windows-Sicherheits-/Schannel-Ereignissen gemeinsam interpretiert werden, da keine einzelne Fehlermeldung den Gesamtzustand abbildet.

Speicher, Verzeichnis und Plattformzustände: JET- und Datenbankfehler, Active-Directory-Abhängigkeiten, Dienst-/Ressourcenfehler inkl. Back Pressure, Zertifikat/TLS sowie Setup-, Update- und Migrationsfehler

Diese Fehlerklasse entsteht dort, wo Exchange auf persistente Zustände und Plattformdienste angewiesen ist: ESE/JET als Speicher-Engine, Postfach- und Transportdatenbanken, Active Directory als Konfigurations- und Identitätsquelle, Windows-Dienste und Ressourcensteuerungen wie Back Pressure, sowie kryptografische und Installationspfade. In der Praxis sind die sichtbaren Meldungen häufig sekundär. Ein Datenbankfehler kann durch Storage-Latenz oder Antivirus-Filter ausgelöst werden; ein AD-Fehler kann durch DNS, Site-Topology oder Kerberos-Zeitskew bedingt sein; TLS-Fehler können auf Zertifikatskette, Cipher-Policy, SNI oder Proxy-Offload zurückgehen. Deshalb muss jede Meldung im Kontext der verursachenden Komponente, der betroffenen Abhängigkeit und der zeitlichen Korrelation zu anderen Events gelesen werden.

JET/ESE und Datenbankzustände (Store, Search, Transport)

Die Exchange-Datenbanken nutzen die Extensible Storage Engine (ESE, historisch „JET“). Fehler erscheinen als JET-Err-Codes (typisch negative Ganzzahlen) in Store-/ESE-Events, in Exchange-Logdateien oder als eingebettete HRESULTs. Technisch relevant ist, ob der Fehler die Datenintegrität (z. B. Page-Checksum), die I/O-Pipeline (z. B. Write-Failure), den Zustand der Log-Kette (Replay) oder die Ressourcenverwaltung (Cache/Version Store) betrifft. Derselbe JET-Code kann je nach aufrufender Exchange-Komponente unterschiedliche Symptome erzeugen: bei Microsoft.Exchange.Store.Worker betrifft es Postfächer, bei Content Indexing den Suchkatalog, bei Transport-Queues die Mailfluss-Persistenz.

Code / Originaltext Technische Einordnung / betroffene Ebene
-528 JET_errFileNotFound („File not found“) Pfad-/Dateiobjekt fehlt: .edb, Logdateien oder Checkpoint. Auslöser reichen von falschen Mount-Pfaden und Berechtigungen bis zu Storage-Failover, gelöschten Dateien oder falsch gesetzten Reparse-Points. Kontext entscheidet, ob ein Mount verhindert wird oder ob nur ein Log-Generation-Sprung vorliegt.
-550 JET_errDatabaseDirtyShutdown („Database was not shutdown cleanly“) Inkonsistenter Shutdown-Status der EDB. Ursache ist nicht der Dirty-Flag selbst, sondern fehlende Log-Replay-Möglichkeit: unterbrochener Dienst, fehlende/inkonsistente Logs, I/O-Fehler oder unvollständige Wiederherstellung. Bezieht sich auf den ESE-Recovery-Pfad und die Log-Kette.
-1018 JET_errReadVerifyFailure („Read verification error“) Page-Checksum/Read-Verify schlägt fehl. Typisch bei Storage-Korruption, Firmware/Controller-Problemen oder fehlerhaften Datenpfaden (auch durch Filtertreiber). Sekundär können Store-Abstürze, Mount-Verweigerung oder Index-Neubau folgen.
-1022 JET_errDiskIO („Disk IO error“) I/O-Operation vom OS/Stack mit Fehler beendet (z. B. Timeout, Device-Reset). Exchange meldet oft Folgeereignisse (Store unresponsive, Datenbank dismounted). Relevante Korrelationen: disk/storport-Events, SAN-Path-Failures, Hypervisor-Storage-Latenz.
-1216 JET_errAttachedDatabaseMismatch („Database attached to a different log stream“) Mismatch zwischen EDB-Signatur und Log-Stream. Entsteht bei falscher Zuordnung von Log-/EDB-Paaren (Restore, Copy/Move, DAG-Seeding). Betroffen ist der ESE-Header (Signatur) und die Replay-Fähigkeit.
-1605 JET_errKeyDuplicate („Key Duplicate“) Index/Constraint-Verletzung innerhalb einer ESE-Tabelle. Kann auf logische Inkonsistenzen, beschädigte Indizes oder fehlerhafte Applikationspfade hinweisen. Im Exchange-Kontext oft als Symptom nach vorangegangenen I/O- oder Replay-Problemen sichtbar.

Zu Datenbankzuständen gehören außerdem Exchange-spezifische Mount-/Health-Meldungen (z. B. „Dismounted“ nach Store-Stop) und Suchkatalogzustände. Beim Content Indexing entstehen Folgefehler, wenn ESE stabil ist, aber der Katalog inkonsistent oder blockiert ist; umgekehrt kann ein JET-Fehler das Indexing nur als nachgelagertes Symptom treffen (Crawl bricht ab, Katalog wird reseeded). Transportdatenbanken (Queue) nutzen ebenfalls persistente Dateien; ESE-/I/O-Probleme können dort als Mailfluss-Stau, Retry-Stürme oder „Poison message“-Folgen sichtbar werden, obwohl die Ursache in der Storage-Schicht liegt.

Active Directory, Topologie und Namensauflösung als Fehlerursache

Exchange liest Konfiguration und Empfängerobjekte aus AD und verlässt sich auf korrekte DNS-Auflösung, Site-Zuordnung, GC/DC-Erreichbarkeit und konsistente Replikation. Fehlermeldungen treten als LDAP/DSAccess-Ausgaben, als PowerShell-Fehler (Remote/Local), als Dienststartprobleme oder als „Transient“-Ereignisse in Transport/Store auf. Technisch entscheidend ist, ob ein Fehler im Verbindungsaufbau (TCP/LDAP), in der Authentisierung (Kerberos/NTLM/Schannel), in der Autorisierung (ACLs) oder in der Datenkonsistenz (replizierte Attribute, veraltete Topology) liegt.

  • RPC/Server unavailable: 0x8007203A (LDAP_SERVER_DOWN) („The server is not operational“) – DSAccess kann keinen DC/GC erreichen; häufig nachgelagert zu DNS-Fehlauflösung, Firewall, IPSec, falscher Site/Subnet-Zuordnung oder DC-Ressourcenproblemen.
  • Invalid DN syntax / Objekt nicht gefunden: 0x80072032 (ERROR_DS_INVALID_DN_SYNTAX) bzw. 0x80072030 (ERROR_DS_NO_SUCH_OBJECT) – Exchange referenziert Objekte oder DNs, die durch unvollständige Replikation, gelöschte Objekte oder fehlerhafte Konfigurationsreste nicht konsistent sind; wirkt oft als sekundäre Ursache für Provisioning- und Setup-Fehler.
  • Constraint/Schema: 0x8007200A (ERROR_DS_UNAVAILABLE) oder 0x8007200F (ERROR_DS_CANT_MOD_OBJ_CLASS) – tritt beim Schreiben von AD-Attributen auf (Setup, Hybrid, Empfängeränderungen), wenn der Ziel-DC nicht schreibbar ist, das Schema nicht passt oder Richtlinien/ACLs Operationen blockieren.
  • Namensauflösung als Vorbedingung: Fehlerketten starten oft mit DNS name does not exist (Win32 11001) und erscheinen anschließend als LDAP-/Kerberos- oder Dienstfehler, obwohl die sichtbare Meldung nicht „DNS“ nennt; betroffen sind DC-Locator, Autodiscover, Zertifikatskettenabruf (AIA/CRL) und Proxy-Routing.

AD-bezogene Fehler werden durch Exchange häufig als „Transient“ klassifiziert, weil Wiederholungen bei Replikationskonvergenz oder DC-Failover erfolgreich sein können. Das ändert nichts daran, dass die primäre Ursache außerhalb des Exchange-Prozesses liegen kann: defekte SRV-Records, falsche DNS-Suffixe, blockierte LDAP-Signierung, Zeitabweichungen für Kerberos oder ein DC im „lingering object“-Zustand. In DAG- und Multi-Site-Szenarien verschärfen sich Symptome, wenn Active Manager, Witness oder Netzwerkprofile die Site-Entscheidung beeinflussen.

Dienst- und Ressourcenfehler: Back Pressure, Quotas, Threading, Handles

Exchange schützt sich über ressourcenbasierte Drosselmechanismen. Besonders im Transport wirkt Back Pressure als Zustandsautomat, der bei Ressourcenknappheit neue Verbindungen oder Annahmen reduziert. Die dazugehörigen Meldungen erscheinen in Transport-Events und Logs (z. B. Microsoft Exchange Transport) und sind fast immer Symptome eines tieferliegenden Engpasses: Arbeitsspeicher-Fragmentierung, erschöpfte Handles, zu geringe freie Disk für Queue/Logs, überlastete Virenscanner-Filter, oder CPU-Contention auf dem Host. Back Pressure beeinflusst SMTP-Antworten und kann dadurch externe Fehlerbilder erzeugen, obwohl die eigentliche Störung lokal ist.

  • Back Pressure (Resource monitoring): Logtexte wie "The Microsoft Exchange Transport service is rejecting message submissions because the available disk space has dropped below the configured threshold" oder "... because of high memory usage" – Komponente: Transport Resource Manager; Abhängigkeiten: Queue-Disk, Commit-Latenz, VM-Ballooning, Pagefile-Policy.
  • Service Control Manager: 1053 („The service did not respond to the start or control request in a timely fashion“) – häufig Folge von AD-Timeouts, blockierten I/O-Initialisierungen, TLS-Bindings oder hängenden Managed-Code-Initialisierungen; sichtbar als Windows-Service-Fehler, Ursache oft in Exchange-/ESE-Logs.
  • Ressourcenlimits in Windows: Fehlerketten mit Win32 8 (ERROR_NOT_ENOUGH_MEMORY), 1450 (ERROR_NO_SYSTEM_RESOURCES) oder 1721/1723 bei Installer-/RPC-Pfaden – wirken quer über Store, Transport und Setup, weil Handles, Desktop-Heap oder Commit-Limits erschöpfen.

Zertifikat- und TLS-Fehler (Schannel, SMTP, IIS/HTTP)

TLS-Probleme äußern sich selten als einzelne, eindeutige Exchange-Meldung, sondern als Kette aus Schannel-Events, Protokollabbrüchen und Anwendungsfehlern in Frontend-/Backend-Proxys. Zentral ist die Trennung zwischen Zertifikatsauswahl (welches Zertifikat wird gebunden), Validierung (Kette, EKU, SAN/Name), Aushandlung (Protokollversion/Cipher) und gegenseitiger Authentisierung (mTLS). Exchange nutzt TLS sowohl im SMTP-Stack als auch über HTTP(S) via IIS; zusätzlich können .NET-/WinHTTP-Pfade bei Hybrid-/Setup-Aktionen betroffen sein.

Code / Originaltext Kontext und typische technische Ursache
Schannel Event ID 36874 („An TLS 1.2 connection request was received… but none of the cipher suites supported by the client application are supported by the server“) Cipher-Suite-Mismatch durch OS-Policy (SSL Cipher Suite Order), deaktivierte Algorithmen, FIPS-Policy oder Proxy/Load-Balancer mit abweichendem TLS-Stack. Betroffen: IIS (HTTPS) oder SMTP-TLS je nach Prozessbindung.
Schannel Event ID 36882 („The certificate received from the remote server has not validated correctly“) Remote-Zertifikat nicht validierbar (fehlende Intermediate CA, CRL/AIA nicht erreichbar, falscher Name/EKU). In Exchange sichtbar als ausgehende SMTP-TLS-Fehler, OAuth/Hybrid-Verbindungsabbrüche oder EWS/Autodiscover-Proxyfehler.
Schannel Event ID 36888 („A fatal alert was received…“) Handshake-Abbruch mit Alert-Code; Ursache reicht von Protokollversionen, NameMismatch (SNI), ClientAuth-Anforderung bis zu fehlerhaften Zertifikaten. Erfordert Korrelation mit Gegenstelle und Zeitstempel in Exchange-Protokollen.

Auf Exchange-Seite treten sekundäre Meldungen auf, etwa Verbindungsabbrüche in SMTP-Send-Logs oder HTTP 403/502-Kaskaden, wenn Backend-Aufrufe durch TLS-Fehler scheitern. Häufige systemische Kopplung: CRL-Checks blockieren Handshakes, wenn Outbound-HTTP zu Verteilpunkten gefiltert wird; Zertifikatswechsel kollidiert mit IIS-Bindings oder SNI-Konfiguration; Remote-Endpunkte erzwingen mTLS, während lokal kein passendes Zertifikat mit ClientAuth-EKU verfügbar ist. Die eigentliche „Fehlermeldung“ steht dann nicht in Exchange, sondern in Schannel oder in den Proxy-Logs.

Setup-, Update- und Migrationsfehler (Prereqs, MSI, Rollen, Hybrid)

Setup- und Updatepfade verknüpfen Exchange eng mit Windows Installer, .NET, Visual C++ Runtimes, AD-Schema/Permissions und dem Zustand vorhandener Exchange-Komponenten. Fehlermeldungen sind meist deterministisch, aber nicht monokausal: Ein MSI-Fehler kann aus einem gesperrten Dienst, fehlenden Rechten, beschädigtem Component Store oder AD-Schreibproblemen resultieren. Migrationen (z. B. Move Requests) können im gleichen Kapitel verortete Speicher- und AD-Fehler nur sichtbar machen, weil sie Last erzeugen, Replay provozieren oder neue Endpunkte (MRS, EWS, PowerShell) aktivieren.

  • Windows Installer (MSI): 1603 („Fatal error during installation“) – generische MSI-Abbruchklasse; technische Ursache liegt häufig in Custom Actions (Dienststop/-start), fehlenden Rechten (SeServiceLogonRight), gesperrten Dateien oder vorausgehenden .NET-/VC++-Installationsfehlern; relevante Logs: ExchangeSetup.log, MSI-Verbose-Logs.
  • AD-Vorbedingungen: Setup-/Upgrade-Fehler wie "The user ... isn't assigned to any management roles" oder "Setup cannot continue with the upgrade because the organization is in a mixed mode" – Komponente: Setup/Organization Configuration; bedingt durch unvollständige RBAC/Permissions, inkonsistente Versionsobjekte in CN=Configuration oder abgebrochene vorherige Upgrades.
  • MRS/Move-Request-Fehlerbilder: HRESULTs wie 0x80004005 (E_FAIL) mit spezifischem Untertext in Move-Reports – häufig sekundär zu Store-JET-Fehlern, Quota/BadItem-Limits, beschädigten Mailbox-Items oder Authentisierung/Throttling zwischen MRSProxy und EWS; betroffen sind MRS, CAS/HTTP und Store.
  • Update-Folgen (Dienstbindung/Config): Meldungen wie "Cannot bind to the underlying transport" oder plötzliche IIS-Fehler nach CUs/SUs – oft Folge von geänderten TLS-Defaults, neu registrierten HTTP-Handlern, zurückgesetzten AppPool-Identitäten oder nicht übereinstimmenden Zertifikatbindungen; Ursache liegt im Zusammenspiel von Setup, IIS-Konfiguration und Schannel-Policy.

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