
Die Schleife „Diagnose des PCs wird ausgeführt“ → „Automatische Reparatur wird vorbereitet“ → Bruch mit der Meldung „Automatische Reparatur konnte Ihren PC nicht reparieren“ zählt zu den frustrierendsten Windows-Störungen.
Praktisch in neun von zehn Fällen schlägt die eingebaute Starthilfe fehl, weil sie nur das Dateisystem oberflächlich prüft und viele tieferliegende Fehler (defekte Treiber, beschädigte EFI-Einträge, Hardwareprobleme) nicht erkennt. Die nachfolgenden Schritte sind möglich, aber oft zeitaufwendig und trotz korrekter Ausführung ungewiss.
Wer Zeit sparen, verdeckte Mehrfachfehler beseitigen und eine saubere Grundlage schaffen möchte, sollte das Betriebssystem lieber neu installieren – nachdem im Vorfeld alle persönlichen Daten gesichert wurden.
Inhalt
- 1. Datensicherung vor allen Reparaturversuchen
- 2. Partitionsschema zweifelsfrei ermitteln
- 3. Laufwerksbuchstaben fest vergeben
- 4. Bootstruktur reparieren
- 5. Systemdateien offline reparieren
- 6. Dateisystem und Hardware prüfen
- 7. Endlosschleife unterbrechen
- 8. Im abgesicherten Modus schadhafte Updates und Treiber entfernen
- 9. Systemwiederherstellung oder In-Place-Upgrade
- 10. Letzter Schritt (oder besser gleich der erste Schritt): Saubere Neuinstallation
- 11. Hardwareprobleme, die auch eine Neuinstallation nicht löst
- 12. Aus der Praxis
1. Datensicherung vor allen Reparaturversuchen
- Boot-Medium erstellen
Windows-Installations-Stick (Media Creation Tool) oder Live-Linux (z. B. Linux Mint) auf USB. - Vom Stick starten (UEFI-Bootmenü → „UEFI: “) und im Live-System oder in der Windows-Setup-Eingabeaufforderung alle wichtigen Ordner auf eine externe Festplatte kopieren.
- Alternative bei Notebooks
SSD ausbauen, in USB-Gehäuse einlegen und an einen Zweitrechner anschließen. Dadurch umgeht man BitLocker-Schleifen und andere Startblockaden.
Vorteil der Neuinstallation: Alle Systemdateien sind definitiv sauber, Treiberreste aus früheren Updates verschwinden und maskierte Fehler (z. B. ein halbes Dutzend beschädigter .sys-Treiber) lösen sich gleichzeitig.
2. Partitionsschema zweifelsfrei ermitteln
Alle Boot-Kommandos unterscheiden sich grundlegend, je nachdem ob Windows im GPT/UEFI-Modus oder im MBR/Legacy-BIOS-Modus installiert wurde. Ohne diese Information kann eine Reparatur sogar zusätzlichen Schaden anrichten.
- In WinRE „Eingabeaufforderung“ öffnen.
- DiskPart starten:
diskpart list disk
In der Spalte GPT steht bei der Systemdisk ein Sternchen („*“), wenn die Platte mit GPT formatiert ist; fehlt der Stern, liegt MBR vor. - DiskPart verlassen:
exit
3. Laufwerksbuchstaben fest vergeben
Windows vergibt in WinRE oft andere Laufwerksbuchstaben. Falsche Pfade führen zu „Element nicht gefunden“-Fehlern.
diskpart
list vol
sel vol <NrWindows> :: größte NTFS-Partition
assign letter=W
sel vol <NrESP> :: GPT: FAT32-ESP (100–260 MB)
:: MBR: System-Partition (aktiv, 100 MB NTFS)
assign letter=S
exit
4. Bootstruktur reparieren
4.1 GPT + UEFI
bootsect /nt60 S: /force
bcdboot W:\Windows /s S: /f UEFI
4.2 MBR + Legacy-BIOS
bootrec /fixmbr
bootrec /fixboot
bootrec /rebuildbcd
bcdboot W:\Windows /s S: /f BIOS
4.3 Misch- oder Konvertierungsfälle
Mit mbr2gpt /convert /disk:0 /allowFullOS lässt sich ein MBR-Datenträger verlustfrei nach GPT umwandeln. Anschließend muss im UEFI-Setup der Bootmodus auf UEFI umgestellt und das Kommando aus 4.1 ausgeführt werden.
5. Systemdateien offline reparieren
- DISM – Komponentenstore säubern:
dism /Image:W:\ /Cleanup-Image /RestoreHealth
- SFC – System File Checker durchlaufen lassen:
sfc /scannow /offbootdir=W:\ /offwindir=W:\Windows
Ein „Windows Resource Protection repaired files“ zeigt Erfolg; „could not repair“ weist auf schwerere Inkonsistenzen hin.
6. Dateisystem und Hardware prüfen
Reallocated- oder Uncorrectable-SMART-Werte größer 0 deuten auf physisch geschädigte Sektoren – in diesem Fall ddrescue-Image anfertigen und die SSD/HDD austauschen. Zusätzlich memtest86+ von USB mindestens vier Durchgänge laufen lassen; ein einziger RAM-Fehler genügt, um Windows-Dateien dauerhaft zu beschädigen.
7. Endlosschleife unterbrechen
Selbst wenn Boot- und Systemdateien repariert sind, kann Windows nach einem Bluescreen wieder in WinRE springen. Temporär abschalten:
bcdedit /set {default} recoveryenabled No
bcdedit /set {default} bootstatuspolicy IgnoreAllFailures
Jetzt startet das System – sofern die Reparatur erfolgreich war – bis zum Desktop, wo weitere Diagnosen möglich sind.
8. Im abgesicherten Modus schadhafte Updates und Treiber entfernen
- WinRE → Starteinstellungen → Neustart → Taste 4.
- Gerätemanager öffnen, zuletzt installierte Treiber deinstallieren.
- Windows-Update → Updateverlauf → problematische KB-Pakete entfernen.
- Grafikkartentreiber vollständig mit Display Driver Uninstaller beseitigen, anschließend frische Version einspielen.
9. Systemwiederherstellung oder In-Place-Upgrade
Systemwiederherstellung auf einen Punkt vor dem Fehler ist die schnellste Lösung, wenn es einen passenden Snapshot gibt. Andernfalls hilft ein In-Place-Upgrade:
- Installations-Stick im laufenden Windows starten.
- „Jetzt installieren“ → Persönliche Dateien und Apps behalten.
- Setup ersetzt alle Systemdateien, lässt Programme und Daten unangetastet.
10. Letzter Schritt (oder besser gleich der erste Schritt): Saubere Neuinstallation
10.1 Warum Neuinstallation oft die beste Wahl ist
- Die oben beschriebenen Befehle dauern leicht mehrere Stunden und erfordern technisches Detailwissen.
- Mehrfachfehler – etwa beschädigte Treiber, defekte Registry-Zweige und fehlende Boot-Einträge – können sich gegenseitig verdecken, sodass einzelne Reparaturschritte kaum reproduzierbar Erfolg zeigen.
- Eine Neuinstallation behebt sämtliche Softwarefehler in einem Zug, bringt eine aktuelle Boot-Umgebung mit und beseitigt Versionkonflikte.
10.2 Neuinstallation vorbereiten
- Komplettes Backup der Nutzerordner (Dokumente, Bilder, Outlook-PST, Browser-Profile).
- Produktschlüssel sichern (Windows, Office) mit ProduKey oder powershell „(Get-WmiObject -query ’select * from SoftwareLicensingService‘).OA3xOriginalProductKey'“.
- BIOS-Firmware bei großer Versionsdifferenz vorab aktualisieren, um spätere Treiberprobleme zu vermeiden.
10.3 Installationsablauf
- UEFI-Boot vom Windows-Stick.
- Alle alten Windows- und Wiederherstellungspartitionen löschen; nur „Nicht zugewiesener Speicher“ übrig lassen – Setup erstellt ESP, MSR und Systempartition automatisch.
- Nach Erststart Treiber in dieser Reihenfolge einspielen:
- Chipsatz
- Netzwerk
- GPU
- Audio
Anschließend Datenrückkopieren, Office & Co. installieren, Backups neu konfigurieren.
11. Hardwareprobleme, die auch eine Neuinstallation nicht löst
Komponente | Typische Symptome beim Start | Erforderliche Maßnahme |
---|---|---|
SSD-Controller fehlerhaft | Unerklärliche Bluescreens, SMART-Reallocated-Zähler steigt | Laufwerk ersetzen |
RAM-Module instabil | Memtest-Fehler, zufällige Neustarts | Defekten Riegel austauschen |
Mainboard-VRM defekt | PC schaltet nach wenigen Sekunden ab | Board tauschen |
Überhitzte CPU | Thermische Abschaltung noch vor Windows-Logo | Kühler reinigen, Wärmeleitpaste erneuern |
Solche Defekte führen dazu, dass Treiber bei jedem Start anders reagieren – die Reparaturschleife ist hier nur Folge, nicht Ursache.
12. Aus der Praxis
Die eingebaute Windows-Funktion „Automatische Reparatur“ scheitert nach praktischer Erfahrung in etwa 90 % der Fälle – und holt den Benutzer in eine Endlosschleife zurück, ohne die eigentliche Ursache zu beseitigen. Wer nur schnell wieder arbeiten will, sollte seine persönlichen Daten sichern und Windows frisch installieren. Für alle, die dennoch versuchen möchten, das vorhandene System zu retten, bietet dieser Leitfaden einen vollständigen Fahrplan: Partitionsschema identifizieren, Bootstruktur gezielt reparieren, Systemdateien offline erneuern, Treiber- und Updatefehler ausschließen und erst danach zu radikaleren Maßnahmen wie Registry-Rollback oder In-Place-Upgrade greifen. Bleiben alle Software-Kurversuche erfolglos oder deuten SMART- und MEMTEST-Ergebnisse auf Hardwareprobleme, führt kein Weg an einer physischen Reparatur vorbei.
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